TAG 6 – FEET OFF THE GROUND!
Meine heutige Intention: Ich gebe mein Bestes und das ist alles, was es bedarf.
Eine späte Bakasana
Ok… ich gebe es zu. Heute bin ich erst um 05:40 h (!) aufgestanden. Schande und Asche auf mein Haupt. Warum? Weil ich es kann! Ich hatte gestern Abend schon den Entschluss gefasst, heute mal Fünfe und noch ein paar Zerquetschte grade sein zu lassen. So.
Auch wenn das frühe Aufstehen nur hier und da etwas fies war und die Zeit mit mir alleine, meinen Büchern und einer entspannten Tasse Kaffee echt ein tolles Highlight meines Tages darstellte, wollte ich doch einen Tag diese Woche einmal ordentlich ausschlafen! Hehe!
Also habe ich die Me-Time ein wenig verkürzt und mein Mauna unterbrochen, um mit den Kids zu sprechen. Die sind dann nämlich doch etwas irritiert, wenn man sie auf ein ‘guten Morgen’ oder eine Frage hin nur debil anlächelt ohne einen Ton zu produzieren.
Auch durfte Maurice das Fahrrad wieder mit, da der Regen zwar weiterhin ein großer Bestandteil des Tages ist, aber ich mittlerweile meine Regenhose gefunden habe und von dem stressigen Gerenne von vor 2 Tagen recht kuriert bin. Lieber ordentliches Beinkleid anwerfen und in Ruhe hinfietsen.
So kam ich entspannt an und konnte mich stressfrei an einem schönen Plätzchen einmatten. Die Stille am Morgen (Mauna) ist wirklich wunderbar und überhaupt nicht seltsam. Eher natürlich und genau das Richtige. Irgendwie kommuniziert der ganze Raum mit einem aber ohne jeglichen Störton… schon speziell und sehr heimisch.
Aber auch der Moment, wenn alle anfangen wieder miteinander zu sprechen und fragen wie es dem anderen geht, sich gegenseitig von ihren Erfolgen und Schwierigkeiten erzählen, ist schön und bringt mich zum Lächeln.
VIDEO MURMELN IM RAUM
Nach 6 Tagen bin ich angekommen
Heute habe ich mich richtig auf die alltägliche Pranayama-, Meditations- und Asana-Praxis gefreut. Die letzten Tage dachte ich noch: ‘Ach Du Scheiße! Nicht schon wieder die ganze Asana-Sequenz durchpeitschen! Mir tut noch alles weeeeh!’, aber heute war ich bester Dinge, freute mich auf die Bewegung und den mittlerweile meditativen Zustand, den die immer gleichen Abfolgen mit sich bringen. Ich fühle mich dabei nun total entspannt, innerlich ganz ruhig und körperlich total präsent. Kein Gedanke während der Asanas wandert ab und denkt drüber nach, ob noch Zitronen einzukaufen oder E-Mails zu beantworten sind. Ich bin voll da, mit jedem Sinn.
Die darauf folgenden 2 Stunden Technik Training und Assist vergingen wie im Flug, wurden durch unsere Yogalehrerin C. kurzweilig und geduldig für jegliche Fragen angeleitet und der ganze Raum war erfüllt von ihrem positiven vibe und ihrer guten Laune.
Und: ich habe endlich mal Arsch und Füße etwas vehementer hoch bekommen! In Pincha Mayurasana – den Unterarmstand! Ich fühle mich wie King of Town 🙂
Die Mittagspause nutzte ein mittlerweile amtliches Grüppchen von ca. 15 Personen, um im Backhus um die Ecke die mittlerweile wie ein Stammtisch anmutende Ecke zu okupieren und dort einen Mix aus selbst mitgebrachtem und dort gekauftem zu verputzen. Die Damen dort finden uns Leggingsträger mit dem überfreundlichen Yogi-Glow glaube ich etwas wunderlich, aber wir gehen beinahe jeden Tag hin und finden es großartig, dass wir dort einen Deal machen konnten, der uns auch erlaubt etwas mitzubringen. Ich wurde heute gespielt vorwurfsvoll gefragt: ‘wie!? Heute keine Brezel mit Butter?’ – vielleicht gehen wir doch zu oft hin!
Time to say goodbye
Nach unserer Rückkehr hatten wir unsere vorerst letzten Anatomie-Sessions mit R. und Stan.
Wir lernten einige kinesiologischen Anwendungen kennen und waren baff, wie schnell sich so ein Muskel mit ein paar kleinen Handgriffen kurzfristig und gezielt entkräften lässt.
Mein Zugang zu diesem Thema kam ja ehrlich gesagt etwas schleppend. Auch aktuell kann ich einiges noch nicht ganz annehmen, aber R. hat sich irgendwie in mein Herz gedrückt und erklärt.
Aber ich denke, die Selektion, was wir im Bereich Yoga, Spiritualität, etc. annehmen obliegt ohnehin so sehr uns selbst und ist ein solch individueller Weg, dass für jeden etwas dabei ist.
Dann kam also der Moment des Abschieds von unseren beiden Anatomie-Experten – dem Angezogenen und dem Nackten – und irgendwie werden sie einem ein wenig fehlen… Aber: let go. Dann also: vielen Dank und auf bald, ihr zwei.
Als ich nun vorhin zu Hause ankam, hatte ich die Wohnung noch kurz für mich und konnte mich ein wenig mit Gedanken zum Tag in meinen Sessel flezen und war wirklich erstaunt, wie schnell sich das Blatt doch wenden kann. Gestern hatte ich zum Ende hin meine innere Ruhe – die ich mir morgens noch so schön auf die Intentionsfahne geschrieben hatte – komplett dem Frust zum Fraß vorgeworfen und heute fuhr ich wieder begeistert und grinsend nach Hause. Verrückt. Aber vielleicht in solch einem Kontext auch normal.
Irgendwas passiert da in mir…
Ein positiver Aspekt, der mir noch auffiel:
Als der Herzmann nach Hause kam, bahnte sich eine kleine Konfliktsituation an, die mich im Normalfall an die Decke manövriert hätte. Ich wäre laut und herrschig geworden und hätte mal eine klare, gesalzene Ansage gemacht… Heute allerdings, behielt ich so dermaßen die Ruhe und Sachlichkeit, dass er den Ernst meines Anliegens zunächst gar nicht erkannte und sich darüber hinwegdiskutieren wollte. Als er nicht aufhören wollte, sagte ich in dem todesentspannten, ruhigen Ton eines Nachrichtensprechers: ‘Diese Debatte hat jetzt ein Ende, sonst werde ich gleich richtig laut.’
Wir kamen dann zu einem Konsenz.
Aber diese Reaktion meinerseits, wirkte irgendwie nach und stimmte mich verwundert… irgendwas passiert da… ganz still und klammheimlich…
