Konisation
Meine Erfahrung mit meiner ersten OP unter Vollnarkose
Februar 2020 – ‘Aber Veränderungen sind doch etwas Positives’
So, nun ist es soweit. Immer liefen meine gynäkologischen Untersuchungen glimpflich ab. Mal gab es ein kurzes Luftanhalten, weil eine Nachuntersuchung gemacht werden musste, aber dann immer – puuuh – Entwarnung. Falscher Alarm.
Diesmal war leider auch der 2. Befund auffällig. Meine Gebärmutterschleimhaut weist Veränderungen auf, wie mir am Telefon mitgeteilt wurde. Meine erste, hoffnungsvoll optimistische und auch etwas ironische Reaktion (denn im Grunde wissen wir ja alle, dass ein Anruf nach solch einem Routine-Check nie etwas Gutes bedeutet):
„Oh, fein! Veränderungen sind doch was Gutes!“
Leider nein, nicht, wenn es um die Tapete im eigenen Uterus geht. Die sollte möglichst unverändert bleiben. Immer schön solide Raufaser. Nix anderes. Unauffällig.
Die Empfehlung – eine Konisation
Mir wurde dann ans Herz gelegt, eine Konisation durchzuführen.
Eine Operation unter Vollnarkose, bei der ein Kegel (Konus) aus dem Gewebe des Gebärmutterhalses und des Muttermundes entfernt wird.
Eine OP. Ich. Die ich unter ausgeprägter Spritzen- und Nadelphobie leide und die Kontrolle über den eigenen Körper nur schwer bis gar nicht abgeben kann… 38 Jahre alt werden durfte, ohne jemals eine OP, Vollnarkose oder ähnliches durchführen lassen zu müssen.
Diese Tatsache traf mich wie ein Schlag in die Magengrube. Auch die, dass sich aus solch einer Veränderung Gebärmutterhalskrebs entwickeln kann…
Die darauf folgenden Wochen haderte ich mit meinem Schicksal und geriet ziemlich aus der Balance. Ich schlief schlecht, dachte immer wieder darüber nach, musste ständig gegen kleinere Verzweiflungsanfälle ankämpfen und verrannte mich immer wieder in Horrorvorstellungen um diesen anstehenden Eingriff.

Mein eigenes Leadership Management
Einige Tage vor dem Eingriff saß ich mal wieder in einer vollkommenen Monkey-Mind-Meditation. Das Thema erhöhte mal wieder meinen Puls und senkte meine Gelassenheit und meine innere Ruhe.
Da kam mir plötzlich der Gedanke, dass ich als Vorgesetzte meines eigenen ‘Ladens’ gerade ziemlich versagte. Alles rannte wild schreiend und Angst und Schrecken verbreitend in mir umher: Puls, Gedanken, Adrenalin, Atem… Jeder machte was er wollte!
Mit dieser Metapher ging es mir schlagartig besser. Ich bin hier der Boss und ich schaue gerade ziemlich untätig zu, wie alles in mir ausflippt!?
ENOUGH!
So begann ich mich in Gedanken an jeden einzelnen ‘Mitarbeiter’ zu wenden und ihn aufzufordern konstruktiv und kooperativ seine Arbeit zu verrichten und nicht in diesem Panik-Streik mitzumischen. Das klappte erstaunlich gut und das komplette System beruhigte sich langsam.

„Ich träum von Yoga!“
Am Tag der OP – dem 09.07.2020 – klappte meine Management-Methode bis ca. 11:00 h mit einer Yogastunde und anschließendem Ablenkungsmanöver in Form von Website-Fummelei ganz gut. Ab da waren es dann nur noch 2 Stunden und da begann der Code Red wieder ein wenig auszubrechen. Aber gut, eines meiner Lieblingsmottos ist ja: „Jede Panik zu ihrer Zeit“ und ich glaube diese Zeit war jetzt da.
Ich spazierte dann zusammen mit meinem Freund durch den Regen zur Praxisklinik. Ich brauchte Luft.
Er musste mich dann dort leider an der Tür bereits verabschieden – Corona-Richtlinien – und so schlich ich wie ein geschlagener Hund allein in die Praxis.
Der Empfang war sehr freundlich und sehr empathisch, aber ich fühlte mich klein, schwach und irgendwie ganz kränklich. Im Wartezimmer bekam ich einen kleinen Schluchzanfall während ich den Vorerkrankungsfragebogen ausfüllte.
Nach einem kurzen Info-Gespräch mit dem operierenden Arzt sowie der Anästhesistin, an das ich mich kaum mehr erinnern kann, wurde ich in ‘mein Zimmer’ geführt. Dort wechselte ich Alltagsklamotten gegen OP Hemd und wurde auch schon postwendend in den OP geführt.
Als ich all die freundlichen Gesichter sah, die dort auf mich warteten und mich auf diesem monströsen Gynäkologen-Stuhl platzierten, wurde ich plötzlich relativ ruhig.
Die Narkoseärztin fragte mich während sie die Braunüle legte, ob ich mir schon einen Traum ausgedacht hätte für gleich… „Ein netter, psychologischer Zug“, dachte ich, nahm ihn aber gerne an und während mir eine ganz niedliche Schwester die Hand hielt und mir tief in die Augen sah, sagte ich meinen letzten geraden Satz für die kommenden Stunden: „Ich träum jetzt von Yoga!“
Dann begann es auch schon kühl in meinen Kopf zu regnen, was sich sehr angenehm und irgendwie beruhigend anfühlte und gefühlt 2 Minuten später wachte ich auch schon in ‘meinem Zimmer’ wieder auf.


I’m a Survovir 😀
Das Aufwachen und Ausnüchtern in meiner kleinen gemütlichen Zelle verlief recht schnell und ohne Probleme. Ich wusste sofort wo ich war und warum, hatte aber noch einen leichten Glimmer und war linguistisch etwas schwerfällig, aber sonst top fit.
Ich wurde liebevoll umsorgt, sollte vor der Entlassung erstmal eine Menge Tee und Wasser trinken und einen kleinen Haufen Kräcker essen, was ich auch tat und währenddessen telefonierte und eine lustige Instagram-Story aufnahm. Quasi out of the Delirium.
Nach etwa 30 Minuten durfte ich dann gehen, bedankte mich auf dem Weg nach draußen bei allen für den tollen Tag und wurde von meiner besseren Hälfte an der Praxistür wieder in Empfang genommen.

Zu Hause angekommen, gönnte ich mir erstmal noch knappe 2 Stunden Schlaf im eigenen Bettchen. Danach wurde ich mit Pizza und Netflix wieder gesund gepflegt.
Als ich meine Story auf Insta nachträglich noch einmal ansah musste ich schallend lachen: verbal klang ich etwas angeschlagen, aber doch ganz ok, aber der Hashtag verriet, dass da im Oberstübchen noch eine ganz schöne Buchstabensuppe geherrscht hatte.
2 Gramm leichter, aber alles wie vorher
Nun sind seit der OP 4 Tage vergangen und ich hatte weder nennenswerte Schmerzen, fiese Blutungen noch andere Komplikationen.
Die verschriebenen Schmerzmittel sind immer noch original verpackt und ich fühle mich bislang blendend. Als wäre nie was passiert.
In ca. 1 Woche kann ich wohl langsame wieder anfangen Yoga und Sport zu machen und binnen 3 Wochen sollte der Heilprozess soweit nahezu abgeschlossen sein.
Mein Fazit dieser ersten OP-Erfahrung
Ich konnte aus dieser ganzen Situation einige für mich sehr positive Dinge mitnehmen:
My head is a jungle
Die erneute Erkenntnis, dass vieles nur in unseren Köpfen existiert. Angst, Panik, Schrecken. All das sind natürlich reelle Belastungen, die wir auch beleuchten und anerkennen sollten, doch sind die Schatten, die diese vermeintlich blutrünstigen Drachen vorauswerfen keinesfalls wahrheitsgetreu. Auch das sollten wir in solchen Fällen immer wieder einem Realitäts-Check unterziehen und uns fragen: Ist meine große Angst berechtigt? Ich mache mich gerade völlig verrückt – wofür? Mit welchem Endgegner habe ich es hier eigentlich wirklich zu tun?
Leadership Tool
Mich als Boss meines eigenen Systems zu sehen und mich in der Meditation mit meinen inneren Vorgängen auseinanderzusetzen und sie als ‘Mitarbeiter’ zu sehen klingt vielleicht ein bisschen nach nahender Zwangsjacke, aber eigentlich ist es das beste, was ich seit langem getan habe, um mich selbst zu verstehen. Für mich hat das klasse funktioniert und ich werde diese Herangehensweise beibehalten.
Ein positiv konnotiertes erstes Mal
Als erste OP-Erfahrung hätte ich es mir nicht besser wünschen können. Ich hoffe, dass ich nie wieder einen Eingriff welcher Art auch immer durchführen lassen muss, aber falls doch, werde ich mich an dieses erste Mal sicherlich erinnern… und mir trotzdem in die Hose machen! Aber vielleicht nicht so viel 😀
Menschlichkeit und Fürsorge
Ich wurde in der Praxisklinik Winterhude (Werbung, weil Markennennung – muss ich das eigentlich hier auch schreiben!?) wirklich sehr liebevoll, empathisch und fürsorglich aufgenommen. Man ging auf meine Angst ein, gab mir das Gefühl gut aufgehoben zu sein und ich sah überall freundliche, zugewandte Gesichter. Das hat mein Innenleben direkt mit Liebe erfüllt. Liebe den Menschen gegenüber, die es schaffen, dieses Gefühl zu vermitteln.
Du hast auch eine Konisation vor Dir und möchtest Dich dazu austauschen? Dann schreib mir gerne eine Mail an halloechen@namastechen.de und ich melde mich schnellstmöglich zurück.
Danke fürs Lesen und alles Liebe,
Deine

